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Das Cannabisöl mit THC ist verschreibungspflichtig. Seit März 2017 können Ärzte Präparate, die THC enthalten, verschreiben.
Damit Patienten Cannabis legal konsumieren können, müssen sie einen entsprechenden Antrag stellen, aus dem hervorgeht, welche Gründe für die Einnahme von Cannabis sprechen. Die wissenschaftliche Studienlage ist jedoch nicht überall sicher.
Cannabis für Patienten: Die Grundlagen
Bereits vor der Gesetzesänderung konnten Patienten mit einer Ausnahmegenehmigung THC-haltige Produkte erhalten. Die Antragstellung war jedoch komplizierter und in der Praxis gab es teilweise Schwierigkeiten, wie einige Betroffene berichten.
THC-haltige Mittel sind für Patienten gedacht, bei denen aus guten Gründen keine alternativen Präparate (mehr) infrage kommen. Häufig betrifft das vor allem Patienten, die schon viele verschiedene Mittel ausprobiert haben und bei denen diese Präparate keine signifikante Wirkung hatte.
Cannabis wird dabei nicht wahllose verschrieben, sondern es soll eine begründete Hoffnung darauf geben, dass cannabishaltige Mittel bei diesem Patienten mit seinen individuellen Beschwerden eine positive Wirkung haben könnte.
Diese Wirkung kann sich sowohl auf den Krankheitsverlauf an sich beziehen als auch auf die Symptome, die die Erkrankung mit sich bringt. Letzteres bedeutet, dass Cannabis nicht immer eine Heilung unterstützen kann bzw. muss, sondern auch „nur“ auf die daraus resultierenden Beschwerden wirken kann.
In welchen Fällen wird Cannabis verschrieben?
Dem Cannabisöl mit THC und ohne THC werden die unterschiedlichsten Wirkungen nachgesagt. Die Patienten, die Cannabis nutzen, leiden unter sehr verschiedenen Erkrankungen. Laut dem „Cannabis Report“ (2018) von Prof. Dr. Gerd Glaeske und Dr. Kristin Sauer werden cannabishaltige Produkte von Patienten genutzt, die unter folgenden Krankheiten und Beschwerden leiden:
- Schmerzen
- ADHS
- Spastik
- Depression
- Appetitverlust und Auszehrung (Kachexie)
- Tourette-Syndrom
- Darmkrankheiten
- Epilepsie
- andere psychiatrische Erkrankungen
Diese Liste spiegelt keine Aussagen über die tatsächliche Wirksamkeit von Cannabisöl und anderen Cannabis-Produkten wie Blüten oder Tees wider. Es handelt sich dabei lediglich um die Diagnosen, bei denen Cannabis am häufigsten genutzt wurde – unabhängig davon, ob die Patienten erwiesenermaßen davon profitierten oder nicht.
Die Autoren des „Cannabis Report“ weisen darauf hin, dass es sogar wissenschaftliche Zweifel an einigen dieser Einsatzgebiete gibt.
Die Fälle, in denen Schmerzen die Ursache für die Cannabis-Verschreibung waren, machen mit Abstand die größte Gruppe aus: 57 Prozent derjenigen, die Cannabis aus medizinischen Gründen konsumieren, erhoffen sich davon eine positive Wirkung auf ihre Schmerzen.
Die Techniker Krankenkasse (TK) gibt an, zwischen Mitte 2017 und Februar 2018 zum Beispiel alle Anträge bewilligt zu haben, in denen Patienten unter finalen Tumorschmerzen litten.
Auch bei Patienten mit SAPV wurden 100 Prozent der Anträge in diesem Zeitraum bewilligt. Bei Depressionen wurde hingegen nur knapp ein Drittel der gestellten Anträge bei der TK bewilligt. Diese Zahlen sind ebenfalls im oben genannten „Cannabis Report“ aufgeführt.
Cannabisöl und mehr: Welche Mittel mit Cannabis gibt es?
Es sind viele unterschiedliche Produkte erhältlich, die Cannabis enthalten. Ein wichtiger Unterschied besteht dabei zwischen Cannabisöl mit THC und ohne. CBD ist neben THC der zweite wichtige Stoff, der in Cannabis vorkommt.
Eine Zubereitungsform von Cannabis ist das Cannabisöl. Häufig werden auch Blüten oder Tees verwendet. Fertigarzneimittel sind ebenfalls erhältlich, sie sind bis jetzt jedoch eher selten. Erst 2019 genehmigte die Arzneimittelbehörde zwei Firmen, in Deutschland Cannabis anzubauen, das für medizinische Zwecke genutzt werden kann.